14.11.17, Der Landbote
Hongkong-Projekt wirft Fragen auf
KANTONSRAT Die Zürcher Hochschule der Künste hat in Hongkong einen Ableger. Die Finanzierung ist nun kritisiert worden.
Matthias Scharrer
Im Rahmen eines Pilotprojekts hat die Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) seit 2013 ein Studienzentrum in Hongkong aufgebaut. ZHdK-Rektor Thomas Meier bewilligte dafür 3,8 Millionen Franken. Die kantonale Finanzkontrolle hat dies kritisiert, wie gestern bei der Abnahme des Jahresberichts der Zürcher Fachhochschule durch den Kantonsrat bekannt wurde. Zwar habe niemand mutwillig betrogen, so Sylvie Matter (SP, Zürich). Doch es habe sich gezeigt, dass die Finanzverordnung der Fachhochschule, auf die sich Meier stützte, nicht im Einklang mit den sonst geltenden gesetzlichen Ausgabenbestimmungen sei. Denen zufolge hätte der ZHdK-Rektor die 3,8 Millionen Franken nicht in eigener Kompetenz bewilligen können.
Nun hat sich die Bildungsdirektion der Sache angenommen. Zusammen mit der Finanzdirektion kläre sie den Handlungsbedarf bei den betreffenden Regelwerken ab, schreibt die kantonsrätliche Aufsichtskommission Bildung und Gesundheit.
Mit dem Geld hat die ZHdK einen rund 100 Quadratmeter grossen Raum in Hongkong gemietet und Projekte mit Studierenden und Künstlern lanciert. Es gehe darum, die «Zurichtung zu einer Global City» und die damit verbundenen sozialen Umstrukturierungen der Gesellschaft zu erforschen, heisst es in einem Projektbeschrieb auf der ZHdK-Website. Und: «Als Global City ist Hongkong vergleichbar mit Zürich bezüglich ihrer neoliberalen Politik.»
Parallelen zu Zürich
Trotz solcher Töne rief das Projekt im Kantonsrat Kritik von links hervor. «Ich verstehe nicht, weshalb die ZHdK aussereuropäische Hubs aufbaut», sagte Judith Stofer (AL, Zürich). Dass die ZHdK in Hongkong ein Studienzentrum einrichte, während sie in Zürich jeden Franken zweimal umdrehen müsse, leuchte ihr nicht ein.
ZHdK-Rektor Meier erklärte dazu auf Anfrage: «Internationalisierung ist einer unserer strategischen Schwerpunkte. Wir haben seit zwölf Jahren diverse Projekte im asiatischen Raum. Statt dass wir uns auf dem halben Kontinent verzetteln, bündeln wir das nun.» Für Hongkong spreche zum einen die Rechtssicherheit. Zum anderen: «Hongkong ist westlich geprägt und das Tor zum chinesischen Raum. Das ist eine Laborsituation, in der wir viel lernen können.»
Zudem erlebe Hongkong gerade den Wandel von einer Finanzmetropole zu einer Stadt, die stark auf Kultur und Bildung setze. Es gebe durchaus Parallelen zu Zürich: «Der Hauptrohstoff in beiden Städten ist Bildung und Kreativität», so Meier. Das Engagement der ZHdK in Hongkong laufe jedenfalls auch nach Abschluss der Pilotphase im Jahr 2016 weiter. Allerdings mit Anpassungen: Den Raum, den die ZHdK gemietet hat, werde sie nun wieder aufgeben. Er sei vor allem in der Startphase wichtig gewesen, um Sichtbarkeit zu erlangen.
Auch Meier sieht Lücken
Was die Rechtsgrundlagen zur getätigten Startfinanzierung betrifft, sieht auch Meier «Rechtslücken, die behoben werden müssen». Von den Kosten in Höhe von 3,8 Millionen Franken, mit denen das Hongkong-Projekt über drei Jahre hinweg lanciert wurde, wäre laut dem ZHdK-Rektor allerdings die Hälfte auch unabhängig von diesem Projekt angefallen.
Die andere Hälfte, «die tatsächlich neuen Ausgaben also», lege man jetzt nachträglich dem Fachhochschulrat zur Bewilligung vor. Präsidentin dieses Gremiums ist Bildungsdirektorin Silvia Steiner (CVP). Für die Fortsetzung des ZHdK-Engagements rechnet Meier mit Kosten in Höhe von rund 700 000 Franken pro Jahr. Nicht berücksichtigt seien dabei die Einnahmen, die über Weiterbildungsangebote generiert würden.