Eine neue Kantonsschule am Zürichsee
Sehr geehrte Frau Ratspräsidentin, geschätzte Frau Bildungsdirektorin, Kolleginnen und Kollegen,
Wir alle haben letzte Woche das Statistische Jahrbuch für das Jahr 2017 bekommen. Sie haben es alle sicher bereits eingehend studiert und gesehen, dass die stark steigenden Geburtenzahlen sich nicht nur im Kindergarten bemerkbar machen, sondern seit 4 Jahren auch in der Primarstufe zeigen. Bald schon werden auch die Schüler*innenzahlen auf Sekundarstufe 1 und 2 stärker ansteigen. Bis 2040 ist mit zusätzlichen 5'900 Schülerinnen und Schülern in den Gymnasien zu rechnen. Klar, dass da die bestehenden Gymnasien, Berufs- und Fachmittelschulen nicht ausreichen. Diese müssen nicht nur ausgebaut werden, es braucht auch neue Schulen. Nachdem am rechten Ufer bereits eine neue Schule bewilligt und im Aufbau ist, braucht es auch eine am linken Seeufer. Die vom Regierungsrat durchgeführte Standortevaluation hat gezeigt, dass sich Wädenswil hervorragend als Standort für eine Schule mit 1000 Schülerinnen und Schüler eignet, wobei auch genügend Platz vorhanden ist, dass für 1500 Schüler*innen ausgebaut werden könnte. Bereits 2020 kann in einem Provisorium, das in einem bestehenden Gebäude mit Platz für 500 Schüler*innen realisiert werden kann, der Betrieb aufgenommen werden. 2028 sollte dann die neue Schule bezogen werden, ein Neubau, in dessen Nähe auch Gewerbe- und Wohngebäude entstehen mit verschiedenen Aussenräumen, die durch die Schülerinnen und Schüler mitbenutzt werden können. Ein Projekt, dem wir nur zustimmen können.
Natürlich kam im Vorfeld auch die Frage, wo denn die Schülerinnen vom linken Seeufer heute ins Gymnasium gehen. Der grösste Teil geht in Gymnasien in der Stadt Zürich, die anderen – ein deutlich kleinerer Teil – geht in den Kanton Schwyz, 30 nach Einsiedeln, 23 nach Pfäffikon an die Kantonsschule Ausserschwyz. Dass in Wädenswil grundsätzlich ein Vollgymnasium auch mit der Möglichkeit des Langzeitgymnasiums geplant ist, ist sicher ein Vorteil gegenüber der Kanti Ausserschwyz, die nur zwei Profile im Kurzzeitgymnasium anbietet. Ob die Tatsache, dass im Kanton Schwyz alle Gymnasiast*innen in den letzten zwei Jahren Philosophieunterricht bekommen, dann nicht doch die Schulwahl der einen oder des anderen beeinflussen wird, sei noch dahin gestellt…. – aber die Gestaltung von Lehrplan und Stundentafel liegt in der Hand der Schulen und des Bildungsrates, und das ist gut so.
Nun, wenn ich schon beim Lehrplan und den Gymnasien bin möchte ich doch noch ein paar Worte sagen zu den Vorwürfen, die in den letzten Wochen erhoben wurden, die Schweizer Gymnasien seien ein Sanierungsfall. Dass der Rahmenlehrplan 24 Jahre alt ist, heisst nicht, dass sich in den einzelnen Schulen nichts verändert hätte in dieser Zeit. Der Rahmenlehrplan – im übrigen der erste seiner Art – gibt, wie es der Name sagt, den Rahmen vor, in dem sich die Lehrpläne der Schulen zu bewegen haben, er legt die Eckpunkte fest. Natürlich ist es einfach mit pensionierten Lehrer zu sprechen und Absolventinnenbefragungen selektiv zu lesen, als zu schauen, was in den Lehrplänen der einzelnen Schulen erarbeitet wurde, was für Projekte in den einzelnen Schulen verwirklicht werden, was und wie im täglichen Unterrichtsgeschehen tatsächlich mit den Schülerinnen und Schülern erarbeitet wird. Ich erhielt im Lauf des letzten Jahres im Rahmen meiner Ausbildung Einblick in verschiedene Gymnasien. Und egal ob mit Moodle oder Educanet gearbeitet wird, ob aus Gruppenarbeiten Podcasts, Wikipediaeinträge oder Vorträge mit Powepointpräsentationen hervorgehen – die neuen Medien sind in den meisten Schulen schon fast ein alter Hut und gerade im Geschichtsunterricht erlebte ich immer wieder den angeblich nicht vorhandenen Aktualitätsbezug. Wer behauptet in den Gymnasien werde noch immer gleich unterrichtet wie vor 20 Jahren, der war schon lange in keinem Schulzimmer mehr. Die ständige Kritik an den Schulen und den Lehrpersonen, durch die Presse aber auch die Politik, hilft sicher nicht Studierende dazu zu motivieren, den Lehrberuf zu ergreifen. Und der Unterricht steht und fällt schlussendlich mit der Person zwischen Klasse und Tafel – das hat die Studie von Hattie sehr deutlich gezeigt. Wir sind heute dabei eine neue Schule zu Gründen, dass das Potential von genügend Schüler*innen vorhanden ist haben die Abklärungen im Vorfeld gezeigt. Wir sind aber auch dafür verantwortlich, dass genügend motivierte Lehrpersonen für alle Fächer vorhanden sind, denn ohne sie funktioniert Schule genau so wenig, wie ohne Schülerinnen und Schüler.
Nun denn, zurück zur Vorlage, denn da ist aus unserer Sicht auch nicht ganz alles nur eitel Sonnenschein. Denn jede Schülerin und jeder Schüler in diesem Kanton sollte Zugang zu dem Sek 2 Typ haben der ihren bzw seinen Fähigkeiten entspricht. Es ist schön, dass der Regierungsrat sich für mehr Fachmittelschulstandorte ausgesprochen hat – aber das scheint ein leeres Versprechen zu bleiben. Denn weiterhin gibt es nur die zwei Standorte in Zürich Nord und in Winterthur und bei jedem Mittelschulstandort bekommen wir auf unsere Frage nach einer Fachmittelschule nur die sehr harsche Antwort «Hier nicht». Darauf gibt es für uns nur noch eines zu sagen: «So nicht!». Wir fordern genügend Fachmittelschulstandorte in allen Teilen des Kantons, nicht nur in den zwei Grossen Städten, sondern auch in den ländlichen Teilen. Der Gründung der Kanti Wädenswil stimmen wir trotz dieses Wermutstropfen zu.