28.08.2018, Limmattaler Zeitung
Kein Ustertag im Lehrplan
Gehört der Ustertag in den Unterricht an der Zürcher Volksschule oder nicht? Die SVP-Fraktion hat dies am Montag gefordert. Das Postulat hatte aber aus formellen Gründen keine Chance: Der Kantonsrat hat beim Lehrplan nichts zu sagen.
SDA
Für SVP-Kantonsrat Daniel Wäfler (Gossau) lässt der Geschichtsunterricht zu wünschen übrig. Schweizer Geschichte werde oft nur stiefmütterlich behandelt. Vor allem das 19. Jahrhundert verdiene es aber, intensiver behandelt zu werden, etwa am Beispiel des Ustertages.
Der Ustertag stehe für eine wichtige Ära, aus welcher der Finanzplatz, die Eisenbahn und die Mehrheit der heutigen Parteien hervorgegangen seien. Ihm sei es wichtig, den «wahren Schatz der jüngeren Geschichte» weiterzugeben, begründete Wäfler sein Postulat weiter.
Dagegen könne man kaum etwas haben, entgegnete SP-Kantonsrätin Sylvie Matter (Zürich), selber Historikerin. Nur leider beschränke sich die Entstehungsgeschichte der Demokratie nicht auf den Ustertag. Nicht zu vergessen seien etwa auch der Bockenkrieg oder der Stäfner Handel, dozierte Matter.
Die Ratsmehrheit war aus formellen Gründen gegen das Postulat: Der Kantonsrat hat beim Lehrplan kein Mitbestimmungsrecht. Die Inhalte bestimmt der Bildungsrat. Dies betonte auch Bildungsdirektorin Silvia Steiner (CVP). Mit ihrem Einsatz für einen reichhaltigeren Unterricht blieben SVP und EDU alleine. Das Postulat wurde mit 109 zu 55 Stimmen abgelehnt.
Der Ustertag erinnert an die liberale Bewegung im Kanton Zürich. Er bezieht sich auf eine Volksversammlung in Uster vom 22.November 1830, als gut 10000 Männer aus der Landschaft mehr Rechte gegenüber der Stadt Zürich einforderten. Der Ustertag gilt damit als Basis für den modernen Kanton Zürich.