Tagesschulen im Gesetz verankern
Sehr geehrte Frau Ratspräsidentin, geschätzte Frau Bildungsdirektion, Kolleginnen und Kollegen
Wenn wir heute diese Gesetzesänderung annehmen leisten wir keine Pionierarbeit, wir machen keinen riesigen Schritt vorwärts, nichts radikales, keine enorme Änderung, die die Volksschule auf den Kopf stellen wird. Wir definieren die Tagesschule als ein mögliches Angebot im Rahmen von Tagesstrukturen und verpflichten die Gemeinden eine Bedarfsanalyse bezüglich der Tagesstrukturen zu machen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ein kleiner Schritt – aber zumindest ein Schritt in die richtige Richtung.
Tagesschulen ermöglichen eine flexiblere Unterrichtsgestaltung und vereinfachen dadurch die individuelle Förderung von Schülerinnen und Schülern. In Tagesschulen wird das betreute Erledigen von Hausaufgaben kombiniert mit einem pädagogisch wertvollen Freizeitprogramm – das gibt nicht nur allen Kindern gute Chancen in der Schule und später im Beruf, es verbessert für die Eltern auch die Möglichkeit der Vereinbarung von Berufs- und Familienleben und – und das halte ich für einen sehr zentralen Punkt – durch den Wegfall von Hausaufgaben wird die Zeit der Eltern mit ihren Kindern entlastet. Tagesschulen werten die Familienzeit auf.
Nach Ansicht der SP wäre die Zeit nicht nur reif für dieses zaghafte Schrittchen, das wir heute gehen – sie wäre reif, für einen richtigen, ernsthaften Schritt in Richtung Tagesschulen. Denn dass Bedarfsanalysen regelmässig gemacht werden sollen ist schön – doch auch alle 20 Jahre wäre noch regelmässig, oder alle 50 Jahre…. Und das Blockzeiten für den Vormittag definiert sind heisst, dass im Falle eines Unterrichtsausfalls – zum Beispiel wegen einer Lehrerinnenfortbildung – die Betreuung während der Blockzeit, also dem Vormittag garantiert werden muss – nicht für den Mittag, nicht für den Nachmittag. Will man wirklich einen Schritt weiterkommen mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, dann muss die Betreuung der Kinder auch über Mittag und am Nachmittag sichergestellt sein. Und zwar nicht nur in der Stadt Zürich, sondern in allen Gemeinden dieses Kantons. Und darum müssen wir die Blockzeit in den Nachmittag hinein ausdehnen – dafür wird sich die SP auch weiterhin hartnäckig einsetzen. Alle Kinder in diesem Kanton sollen von Tagesstrukturen profitieren können – nicht nur ein paar wenige.
Dieser Kritik zum Trotz hoffen wir, dass wir diesen Schritt – auch wenn es nur ein kleines Trippelschrittchen ist – heute zu gehen und dass durch die neuen gesetzlichen Grundlagen zahlreiche Gemeinden zur Einführung einer Tagesschule motiviert werden. Denn Tagesschulen sind wichtig und bieten vielfältige Chancen – sei es für die Schülerinnen und Schüler, die so neben Schule und Elternhaus zusätzlich ideale Lern-, Spiel- und Entwicklungsräume erhalten oder sei es für die Eltern, die durch das Angebot dabei unterstützt werden, dass beide einer Erwerbsarbeit nachgehen können. Darum werden wir – das kann ich bereits vorweg nehmen und meinen Teil zur Effizienz dieser Debatte beitragen – den Rückweisungsantrag der AL ablehnen. Denn auch wenn der Schritt nur klein ist, es ist zumindest ein Schritt in die richtige Richtung.